Güssing, genauer gesagt die Burg, wurde im Jahre 1157 erstmals urkundlich erwähnt. Aber zahlreiche Funde aus der Steinzeit bis in die Zeit der Römer weisen auf eine sehr frühe Besiedelung des Gebietes um Güssing hin. In den Gängen des Güssinger Franziskanerklosters sind noch einige Fundstücke aus der Römerzeit zu sehen. Ungarische Quellen berichten, dass die beiden Brüder Wolfer und Hedrich (die Historiker sind sich mittlerweile einig, dass die beiden aus der Gegend um Hainburg stammen) um 1150 in die Gegend von Güssing kamen und auf dem Vulkankegel, der den Namen "Kyscen" trug, eine hölzerne Burg und ein Kloster (Benediktiner) errichteten. Der Name für den Burgberg "Kyscen" oder lateinisch auch Quizin bedeutet "Wasserburg" oder "Wasserberg" und deutet auf die Lage des Burgberges hin, der damals noch von einer Sumpflandschaft umgeben war.
Der ungarische König Bela III. entzog die Burg schließlich den Besitzern aufgrund ihrer strategischen Lage und erbaute eine feste Burg aus Stein und Ziegel. Die Burg Güssing hieß seither "Novum Castrum" (= Neue Burg, davon leitet sich auch der ungarische Name für Güssing ab Nemeth Ujvár oder auch der kroatische Name Novi Grad).
In den darauffolgenden Jahrhunderten wechselten die Besitzer der Burg mehrmals. Erwähnenswert ist, dass im Jahre 1459 Kaiser Friedrich III. auf Burg Güssing zum ungarischen König gewählt wurde.
Im Jahre 1524 kam Burg Güssing in den Besitz der ungarischen Magnatenfamilie Batthyány, die von nun an das weitere Schicksal der Burg und der Stadt Güssing bestimmten.
Die Siedlung am Fuße des Burgberges hat sich ab dem 15.Jhdt. entwickelt. Seit dem 16.Jhdt. war Güssing freie Stadt mit vollem Stadtrecht (ging später wieder verloren). Unter dem Einfluss der Grafen Batthyány kamen bedeutende Persönlichkeiten nach Güssing wie z.B. der berühmte Botaniker Carolus Clusius oder der Buchdrucker Manlius. Die Batthyánys waren es auch, die das Franziskanerkloster Güssing mit seiner wertvollen Bibliothek gegründet haben. Unter der Franziskanerkirche befindet sich die Familiengruft.
Die Burg Güssing war bis 1870 im Familienbesitz der Batthyány, seither ist sie im Besitz der "Fürst Philipp Batthyányschen Stiftung". Im 19.Jhdt. ging durch Heirat ein großer Teil der Herrschaft Güssing in den Besitz der gräflichen Familie Draskovich über, die zahlreiche kulturelle und wirtschaftliche Impulse für die Stadt gesetzt hat, unter anderem auch die Elektrifizierung der Stadt. Die Gründung des E-Werkes geht auf Graf Draskovich zurück.
Im Jahr 1899 wurde die Bahnlinie Güssing - Körmend eröffnet, diese Bahnlinie wurde jedoch in den 1940er Jahren wieder eingestellt.
1973 wurde die Marktgemeinde Güssing zur Stadt erhoben.
Die seit 2019 aktive Güssinger Historische Gesellschaft hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Güssinger Geschichte zu erforschen und die Ergebnisse der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
>> Internetseite der Güssinger Historischen Gesellschaft
Stolpersteine für die vertriebene jüdische Gemeinde Güssing
Bereits im Jahr 2019 hat sich die damals neu gegründete Güssinger Historische Gesellschaft der Vermittlung der jüdischen Geschichte sowie einer Belebung der Erinnerungs- und Gedenkkultur in Güssing angenommen. In einem ersten Schritt sollte der bis 1938 in Güssing lebendigen jüdischen Gemeinde gedacht werden, an die bis dato nur eine Gedenktafel am Rathaus sowie der künstlich neu angelegte jüdische Friedhof am Stadtrand erinnert. Schließlich wurde am 9. November 2021, anlässlich des 83. Jahrestages der Reichspogromnacht, am Hauptplatz in Güssing eine feierliche Gedenkveranstaltung begangen, die u.a. auch Schülerinnen und Schüler des BORG Güssing mitgestalteten. Im Zuge dieses Ereignisses wurden die ersten sogenannten Stolpersteine im Burgenland verlegt.
Diese Mahnmale erinnern an die Schicksale folgender Jüdinnen und Juden:
• Jakob und Ida Grünfeld (Hauptplatz 7)
• Anna Lagler (Hauptstraße 1)
• Oskar und Piroska Mayer (Hauptstraße 4)
• Leopold und Helene Latzer, Aladar und Elsa Latzer (Pater Gratian Leser-Straße 4)
• Samuel Latzer (Pater Gratian Leser-Straße 6)
Die Idee der Stolpersteine als Mahn- und Erinnerungsmal geht auf den deutschen Künstler Gunter Demnig zurück, dessen Kunstprojekt mit mittlerweile annähernd 80.000 weltweit verlegten Stolpersteinen zum vielzitierten „größten dezentralen Mahnmal der Welt“ wurde. Güssing ist die erste Gemeinde des Burgenlandes, in der diese Stolpersteine verlegt wurden.
Da Erinnerungs- und Gedenkkultur von Personen lebt, die sich aktiv engagieren, wurden für die zehn Stolpersteine je eine Gedenkpatenschaft ausgelobt. Folgende Personen haben eine solche Patenschaft übernommen:
• Verena DUNST, Präsidentin zum bgld. Landtag
• Vinzenz KNOR, Bürgermeister Güssing
• Alois MONDSCHEIN, Vizebürgermeister Güssing
• Walter TEMMEL, Abgeordneter zum bgld. Landtag
• Roland FÜRST, Abgeordneter zum bgld. Landtag
• Wolfgang SPITZMÜLLER, Abgeordneter zum bgld. Landtag
• Josef HERBST
• Thomas KÖNIG
• Die Franziskaner des Konvents Güssing
• Die Schulgemeinschaft des BORG Güssing
Die Güssinger Historische Gesellschaft bedankt sich bei allen Gedenkpatinnen und -paten und Spenderinnen und Spendern. Für die Zukunft sind weitere Stolpersteinverlegungen für die zahlreichen Güssinger Opfer des Nationalsozialismus geplant. Mit einer Spende oder der Übernahme einer Gedenkpatenschaft kann die ehrenamtliche Arbeit unterstützt werden. Bitte nehmen Sie hierfür Kontakt über folgende Mail-Adresse auf: